Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

(Foto: Leonore Sibeth)

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein inklusiver Bildungsansatz, mit dem Ziel, Menschen zur aktiven Gestaltung einer ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leistungsfähigen und sozial gerechten Umwelt zu befähigen. Sie lernen dadurch die Ursachen für Herausforderungen wie Klimawandel oder Armut und Kriege besser zu verstehen. Und sie erkennen globale Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichen, ökologischen, sozialen und kulturellen Aspekten. Bildung für nachhaltige Entwicklung soll es den Lernenden ermöglichen, die Konsequenzen ihres Handels für Menschen in anderen Regionen und künftige Generationen abzuschätzen und dadurch sinnvolle Handlungsentscheidungen zu treffen.

Allein 2015 haben rund 477.000 Asylsuchende einen Antrag in Deutschland gestellt und täglich kommen weitere Menschen dazu. Ein Großteil der Flüchtlinge wird länger in Deutschland bleiben und dort eine neue Heimat und Arbeit suchen. Familien mit Kindern und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind besonders auf Unterstützung und Bildung in allen Bereichen angewiesen. BNE mit Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund bietet eine Chance zur Integration und zur nachhaltigen Entwicklung – in Anlehnung an das Ziel Nr. 4 der Sustainable Development Goals: „inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern“.

 

Entwicklung der BNE

2005 bis 2014 gab es weltweit zahlreiche Aktivitäten im Rahmen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, um durch Bildung nachhaltige Entwicklung zu fördern. Im Anschluss startete das „Weltaktionsprogramm BNE“ 2015-2019, das von der UNESCO-Generalversammlung gebilligt wurde und zu dessen Umsetzung die UNESCO im November 2014 eine Roadmap verabschiedet hat. Das Weltaktionsprogramm hat zwei Zielsetzungen: „Neuorientierung von Bildung und Lernen, sodass jeder die Möglichkeit hat, sich das Wissen, die Fähigkeiten, Werte und Einstellungen anzueignen, die erforderlich sind, um zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen.“ Und die „Stärkung der Rolle von Bildung und Lernen in allen Projekten, Programmen und Aktivitäten, die sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen.“ (UNESCO Roadmap zur Umsetzung des Weltaktionsprogramms BNE S.14).

 

Prinzipien und didaktische Komponenten der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
In ihrer Masterarbeit „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im interkulturellen Kontext“ beschreibt Alice Wichtmann die Prinzipien zur didaktischen Konzipierung der BNE:

„1. System- und Problemlöseorientierung: Vernetzendes Lernen soll angesichts der Komplexität und Vernetztheit gesellschaftlicher Phänomene in Zeiten der Globalisierung zum Verstehen von Systemzusammenhängen führen. Die Vernetztheit von BNE-Inhalten soll dabei auf drei Ebenen vonstatten gehen: der Ebene der lokalen und globalen Gegebenheiten, der Zeitdimension und der drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung (Ökologie, Ökonomie & Soziales). Dies soll die Lernenden dazu motivieren, sich aktiv an der Lösung gesellschaftlich relevanter Probleme zu beteiligen.

2. Verständigungs- und Werteorientierung
: Dieses didaktische Prinzip verweist auf den normativen Charakter des Bildungskonzepts. Die BNE orientiert sich am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung und möchte die Lernenden in diesem Zusammenhang dazu befähigen, das eigene Denken und Handeln sowie das anderer kritisch zu reflektieren und in einen Dialog dazu zu treten. Dazu gehört auch, aufzuzeigen, dass es keine „richtigen“ oder „falschen“ Lösungen für gesellschaftliche Probleme gibt, sondern jede Problemlösungsfindung ein komplexer und vielschichtiger Prozess ist. Die BNE leitet damit eine neue Lernkultur ein, bei der es nicht um Belehren, sondern die Befähigung zum kritischen Denken geht.

3. Kooperationsorientierung
: Hier geht es um den Dialog mit anderen – auch auf internationaler und interkultureller Ebene – sowie um die Einbeziehung des lokalen und regionalen Umfeldes als Ort für das Lernen.

4. Situations-, Handlungs- und Partizipationsorientierung: Die BNE möchte den Lernenden vor allen Dingen Gestaltungskompetenz (s.u.) vermitteln. Die Themen sollen dabei praxisnah und alltagsorientiert sein, um ihnen aufzuzeigen dass und wie sie an der Gestaltung der Zukunft teilhaben können. So werden die Lernenden von passiven Rezipienten zu aktiven Konstrukteuren der Gesellschaft und Lehrende sollen ihre Bildungsangebote so konzipieren, dass selbsttätige Wissenserschließung und Erfahrungen der Selbstwirksamkeit möglich sind.

5. Visionsorientierung: An das vorhergegangene Prinzip anschließend soll durch die Visionsorientierung eine Abkehr von den für die Umweltbildung typischen Problem- und Katastrophenszenarien stattfinden. Anstelle von Problemen sollen Lösungen aufgezeigt werden.

6. Selbstorganisation: BNE möchte die Selbstorganisation und Eigenverantwortung der Lernenden sowie lebenslanges Lernen fördern.

7. Ganzheitlichkeit: Nachhaltigkeitsrelevantes Handeln soll auch außerhalb des Unterrichts gefördert und BNE ganzheitlich in den Bildungseinrichtungen verankert werden, z.B. im Hinblick auf das eigene Leitbild oder ihren Umgang mit Ressourcen.“

Quelle: Wichtmann, A. (2017): Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im interkulturellen Kontext . Masterarbeit an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, S. 5-6. (bezugnehmend auf den Orientierungsrahmen der Bundesländerkommission für Bildungsplanung und Bildungsförderung sowie Ergänzungen durch Künzli David (2007)

 

Die Schwerpunkte des Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“

Das Weltaktionsprogramm BNE leistet einen Beitrag zur Agenda 2030 und zur Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsentwicklungsziele. Ziel Nr. 4 Bildung bedeutet, inklusive, gerechte und hochwertige Bildung zu gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle zu fördern. Bildung ist der Schlüssel für eine zukunftsfähige Entwicklung und deshalb eine Querschnittsaufgabe, um alle 17 Entwicklungsziele zu realisieren.

Die fünf Schwerpunkte des Weltaktionsprogramms sind:

  • Schaffung eines förderlichen Umfeldes zur festen Integration von BNE in die nationale und internationale Bildungs- und Entwicklungspolitik
  • Förderung ganzheitlich-institutioneller BNE-Ansätze in Bildungseinrichtungen
  • Fähigkeiten zur BNE-Vermittlung von Lehrerinnen und Lehrern, Ausbilderinnen und Ausbildern, Erzieherinnen und Erziehern sowie weiteren "Change Agents" stärken
  • Die Jugend als wichtigen Akteur des Wandels besonders unterstützen
  • BNE-Aktivitäten in lokalen Bildungslandschaften verstärken

(Vgl.: Deutsche UNESCO-Kommission (Hrsg.): Vom Projekt zur Struktur. Projekte, Maßnahmen und Kommunen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung, Bonn, März 2014, siehe S. 34/35 und S. 166ff.)

 

Die ANU engagiert sich seit langem für BNE

Die ANU ist der Dach- und Fachverband der Umweltbildungseinrichtungen und der Akteure der Umweltbildung. Die Arbeitsgemeinschaft arbeitet seit den Lokalen Agenda 21-Prozessen an der Umsetzung nachhaltiger Entwicklung durch Bildung in vernetzten Zusammenhängen. Es braucht gute Beispiele vor Ort und einen steten Diskurs zwischen den Akteuren und Bürgern und Bürgerinnen, um zu neuen Leitlinien und Zielen nachhaltiger Entwicklung zu kommen. Nachhaltige Entwicklung ist ein gesamtgesellschaftlicher Wandlungs- und Gestaltungsprozess, der sowohl national als auch global zu bewältigen ist.

Der ANU-Aktionsplan beinhaltete weitreichende Ziele, die auch jetzt im Rahmen des Weltaktionsprogramms weiter in die Breite getragen werden:

  • Qualifizierung und kollegialer Austausch zu BNE
  • Stärkung der Netzwerke und Förderung der Vernetzung
  • Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit zu BNE

Weitere Informationen unter www.umweltbildung.de